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Lebensretter Ingolf Klute
Ingolf Klute fackelt nicht lange: Als er erfährt, dass in der Ruhr ein Mann zu ertrinken droht, rennt er ohne zu zögern los, um zu helfen. Der 43-jährige Freienohler wird zum Lebensretter.
Doch von vorn: Es ist gegen 19.20 Uhr, als der zwölfjährige Patrick Mertens am Samstag, dem 08. Mai 2004 - wie so oft - mit seinem Rad an der Ruhr in Freienohl entlang fährt. Er entdeckt im Wasser einen strampelnden hilflosen Mann. Patrick reagiert geistesgegenwärtig. Er tritt in die Pedale - holt Hilfe.
Außer Atem kommt der Zwölfjährige schließlich am nächsten Haus aus an - dort wohnt die Familie Klute. Der 43-jährige Ingolf Klute und sein Vater Walter (71) arbeiten gerade im Garten, als Patrick von dem hilflosen Mann in der Ruhr berichtet. Ingolf Klute fackelt nicht lange. Er rennt los - weiß, dass seine Hilfe dringend benötigt wird.
„Ohne mit der Wimper zu zucken bin ich in den Fluss gesprungen", sagt der 43-Jährige später. Mit Jeans, Weste und Pullover steht er in der starken Strömung. Die Ruhr - in Freienohl normalerweise ein beschaulicher Fluss - führt nach den starken Regenfällen der vergangenen Tage Hochwasser.
Bis an die Achseln steht der etwa 1,90 Meter große Klute im wenige Grad kalten Wasser. Als Maurer hat er gelernt, wie man zupackt. Mit einem Fuß stemmt er sich gegen die Strömung. Mit seinen Händen hält er den Kopf des Verunglückten über Wasser. Er habe durch Zureden und Aufmuntern versucht, den Mann bei Bewusstsein zu halten.
Inzwischen ist auch Klutes 71-jähriger Vater an der Unglücksstelle zwischen Eisenbahntunnel und Ruhrbrücke eingetroffen. Er sichert die beiden mit einem Seil. Klutes Ehefrau hat derweil bei der Feuerwehr angerufen. Gegen 19.40 Uhr werden die Einsatzkräfte des Löschzuges alarmiert. Sie sitzen gerade beim Stadtfeuerwehrtag in Olpe. Mit ihren Fahrzeugen kommen auch sie nicht bis an die Unfallstelle. Über einen Waldweg geht es im Laufschritt.
Die Rettungskräfte steigen das steile Ufer zur Ruhr hinunter. Sie sichern den Verunglückten, ziehen ihn das Ufer hinauf und übergeben ihn an den Notarzt. Es handelt sich um einen Obdachlosen, der in der Nachbarschaft kein Unbekannter ist. Er sei vermutlich ins Straucheln geraten und dann das Ufer hinuntergestürzt, heißt es an der Unfallstelle. Doch genaues weiß man nicht. Das war eine „Crash-Rettung", sagt Einsatzleiter Stefan Odoy. Retter Ingolf Klute lehnt nach der rund halben Stunde, die er im kalten Wasser zugebracht hat, jede wärmende Decke ab. Alles wonach er verlangt, ist ein Zigarette. Er erntet viel Lob von den Freienohler Feuerwehrleuten.
Für Klute ist das beherzte Eingreifen eine Selbstverständlichkeit gewesen. „Schließlich war ich zehn Jahre Feuerwehrmann", berichtet er. Der verunglückte Mann wird ins Krankenhaus eingeliefert - mit leichten Verletzungen. Am nächsten Tag konnte er schon wieder entlassen werden.
Hier ein Bild von der Unfallstelle. Die Ruhr - in Freienohl normalerweise ein beschaulicher Fluss - führte nach den starken Regenfällen Hochwasser.
Fundstelle: Westfalenpost vom 10.05.2004