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Chancen der Energiewende im Ruhrtal – Anmerkungen eines Eigentümers
Der Verein „Gegen Windkraft in Wäldern - Naturfreunde Ruhrtal e.V.“ lud Ende Juni zu einem Treffen mit Mescheder Stadtratsvertretern im geplanten Windparkgebiet Freienohl/Suchraum Nr. 2-Freienohl West ein. Eine sachliche Darstellung wurde betont. Die Eigentümer der Grundstücksflächen und der Projektierer ABO Wind waren nicht eingeladen. Ein Eigentümer war vor Ort und wurde geduldet. Die Mitglieder des Vereins erläuterten an fünf Stationen, warum sie das Vorhaben gerade hier ablehnen.
Fazit: Die Einwände zum Erschließungsweg, die Belastung der Umwelt und Anwohner durch den Baustellenverkehr, der Flächenverbrauch für die Fundamente, Artenschutzbedenken und die Auswirkungen auf die Veränderung des Landschaftsbildes müssten zu dem Ergebnis führen, dass die Windkraftanlagen in anderen Suchräumen im Stadtgebiet von Meschede gebaut werden sollten, am besten im Offenland. Hier setzt man auf das Floriansprinzip.
Den Teilnehmern wurde an vielen Punkten deutlich, dass eine Darstellung der aktuellen Planungssituation durch den Projektierer Abo Wind und den verantwortlichen Artenschutz-gutachter, sicherlich zweckdienlich gewesen wäre. Es wurden Spekulationen über die Bauausführung der Zuwegung, die Fundamente und den Baustellenverkehr gemacht.
Der Vertreter des Vereins für Natur und Vogelschutz referierte über die vorkommenden Vogel- und Fledermausarten. In Bezug auf die Flugbewegungen, wäre eine fachliche Diskussion mit dem Artenschutzgutachter hilfreich gewesen. Eine Veränderung des Landschaftbildes wird seit dem letzten Windenergieerlass 2015 durch eine Ersatzgeld-Ermittlung monetär ausgeglichen. Der Verweis auf Gerichtsurteile des OVG Münster von 2004 erscheint nicht stichhaltig. Bei dem betroffenen Höhenzug handelt es sich nicht um die Hellefelder Höhe (500m NHN), sondern einen parallel verlaufenden Höhenrücken, der im Bereich Trenke (417m NHN) hat.
Es wäre an der Zeit den abgebrochenen Dialog zwischen Befürwortern und Gegnern ergebnis-offen wieder aufzunehmen. Windkraftgegner und Befürworter reden übereinander, aber Gespräche zwischen Gegnern und Befürwortern gibt es so gut wie nicht.
Leider hat in den letzten Jahren und Monaten die negative Berichterstattung über die Auseinandersetzung um die Windkraft die Oberhand gewonnen.
Windkraftgegner haben Unterschriften gesammelt und sich für den Landschafts- und Arten-schutz stark gemacht. Alternativkonzepte zur Energiewende haben Sie bisher nicht vor-gestellt. Die Befürworter, Investoren und Eigentümer haben sich oft vornehm zurückgezogen und sich bei der Umsetzung der Projekte auf die windkraftfreundliche Politik im Lande verlassen.
Was wollen die Gegner von Energieprojekten im Wald in einem der dichtbesiedeltesten Bundesländer mit Ihrem Protest erreichen?
Soll Südwestfalen, eine der stärksten Wirtschaftsregionen Deutschlands, nicht an der Energie-wende teilnehmen?
Sollen die regionalen Energieversorger ihren Strom nicht vor Ort produzieren können?
Die Vorteile, wie Wertschöpfung vor Ort, Bürgerwindparks bzw. -beteiligung, Bürgerstiftungen zur Förderung des kulturellen Angebots, vergünstigter Strombezug, Verringerung des CO2 Ausstoßes, Anwendung der Power-to-Gas-Technologie, um überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien in synthetisches Erdgas umzuwandeln, klimaneutrale Elektromobilität ohne Braunkohlestrom, spielen in der Diskussion keine Rolle.
Der Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung richtet sich auch gegen eine erfolgreiche Energiewende. Der Ausbau der Windkraft soll bis zur Bedeutungslosigkeit eingeschränkt werden. Es wird ein rückwärtsgewandtes und widersprüchliches Energiekonzept vorgestellt. Werden die dortigen Passagen zur Windenergie umgesetzt, nimmt NRW weder im Wald noch im Offenland nennenswert an der Energiewende teil. Das Energieland Nr. 1 und die dazugehörigen Wertschöpfungsketten werden zerschlagen.
80% der möglichen Flächen für Windkraft fallen weg, davon 40% in Waldgebieten.
Das Konzept steht im Widerspruch zum Pariser Klimaschutzabkommen und der geplanten Energiewende für Deutschland. Ideen zur Umsetzung und Konzeption der Energiewende kann man beim Interessenverband www.AGORA-Energiewende.de finden. Dort wurde in diesen Tagen ein Fahrplan für die Energiewende bis 2030 vorgestellt. Die Windkraft nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein.
Sicherlich sollte Windkraft in möglichst ökologisch nicht bedeutsamen Gebieten errichtet werden. Die Dekarbonisierung (Abkehr von der Kohleverstromung)ist beschlossene Sache. Das kann nicht nur zentral von Großkonzernen mit Offshore Windparks erreicht werden. Erneuerbare Energien müssen dezentral erzeugt und über intelligente Stromnetze verteilt werden. Speichertechnologien sind in der Entwicklung. Ein Systemwechsel ist eingeleitet. Großkonzerne stellen sich neu auf.
Man muss davon ausgehen, dass das Thema Energie im Koalitionsvertrag nochmal grundlegend von den verantwortlichen Politikern überarbeitet werden wird.
Die Naturfreunde sind gegen die Windkraft in den Wäldern, aber für die Windkraft auf Grünland- und Ackerflächen. Gerade dort hat es, z. B. im Paderborner Land und auf dem Haarstrang viele Negativbeispiele für Missachtung von Vogelschutzgebieten und Umzingelung von Dörfern gegeben.
Soll Südwestfalen nicht vom Energiemix und der Möglichkeit alternativen Strom zu erzeugen komplett abgekoppelt werden, kann Windkraft nicht in den Tälern, sondern muss auf einigen Höhenzügen, vorzugsweise in klassischen Wirtschaftswäldern möglich sein.
Unsichtbar machen kann man die Windkraftanlagen noch nicht. Im Bereich der Befeuerung würden wir auch gerne im Falle einer Realisierung eine bedarfsgerechte Befeuerung
fordern wollen. Es wird im Land der 1000 Berge keine 1000 Windräder in Südwestfalen geben. Wenn die Städte ihre Windvorrangzonen eigenverantwortlich nach den gesetzlichen Kriterien im Rahmen der Planungshoheit festlegen wird eine vernünftige Flächenkulisse entstehen. Die Kommunen müssen Chancen nutzen und Grenzen setzen. Eine Verhinderungsplanung ist ausgeschlossen. Der Windkraft muss, lt. Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes (2002) substantieller Raum eingeräumt werden.
Im Übrigen haben wir in vielen Gesprächen festgestellt, dass es nicht nur Mitbürger in Oeventrop und Freienohl gibt, die die Windenergie ablehnen. Wir sollten die Zukunft nutzen, um konstruktiv an der Umsetzung der Energiewende auch hier im Ruhrtal mitzuwirken.
Es haben sich im geplanten Windparkgebiet nahezu 40 Grundeigentümer, die aus innerer Überzeugung, das Projekt mittragen, zusammengeschlossen, um die Energiewende zu unterstützen. Sollte sich ein Windpark in dem Gebiet wirtschaftlich darstellen lassen,
haben die oft als profitgierig bezeichneten Eigentümer schon ganz am Anfang vertraglich festgelegt einen bestimmten Anteil der Pachterlöse für das Allgemeinwohl der angrenzenden Gemeinden, besonders Freienohl, zu spenden.
Inwieweit nach Einführung des Ausschreibungsverfahrens bei der Bundesnetzagentur im Wettbewerb mit anderen Standorten und Anbietern überhaupt Chancen auf einen Zuschlag zum Bau eines Windparks im bundesweiten Energieplan bestehen, können wir derzeit nicht zu sagen. Wir sind der Überzeugung, dass das Windparkprojekt Freienohl es verdient, verwirklicht zu werden. Am Ende können unsere Orte nur gewinnen. Informationen auf www.windpark-freienohl.de.
Bericht und Zeitungsausschnitt: Ralf Spindelndreher